Information über Zählkammern
 
Der vorliegende Bericht befaßt sich mit den folgenden Fragen
 
     1. Was ist eine Zählkammer und wo wird sie eingesetzt?
     2. Bauprinzip
     3. Ausf�hrung und Kennzeichnung
     4. Herstellung und Qualit�tsaussagen
     5. F�llen der Z�hlkammer
     6. Ausz�hlen der Teilchen
     7. Berechnung
     8. Reinigung
     9. Kurzbeschreibung verschiedener Zählkammersysteme

1. Was ist eine Zählkammer und wo wird sie eingesetzt?
Die Zählkammer ist ein Präzisionsmeßgerät, das aus optischem Spezialglas hergestellt ist. Sie dient zur Bestimmung der Teilchenzahl pro Volumeneinheit einer Flüssigkeit. Die Teilchen werden unter dem Mikroskop visuell ausgezählt.

Eingesetzt werden Zählkammern vor allem im medizinischen Labor zur Blutanalyse (Zählung von Leukozyten, Erythrozyten, Thrombozyten) aber auch zur Zellzählung im Liquor und bei zahlreichen Sonderfällen.

Daneben werden Zählkammern im chemischen Lebensmittellabor zur Zählung von Bakterien und Pilzsporen eingesetzt.

2. Bauprinzip
Alle Zählkammern weisen das gleiche Bauprinzip auf (Abb. 1).
In einer dicken Grundplatte aus optischem Spezialglas, von der Gr��e eines Objekttr�gers, befinden sich im mittleren Drittel vier L�ngsrinnen. Die beiden gr��eren Au�enfl�chen sind unbearbeitet und dienen der Beschriftung.

Der Mittelsteg und die beiden Au�enstege sind plangeschliffen und poliert. In den Mittelsteg (Kammerboden) sind die Z�hlnetze eingraviert. Er ist in Bezug zu den Au�enstegen in der Regel um 0,1 mm tiefer.

Beim Auflegen eines plangeschliffenen Deckglases auf die Au�enstege entsteht so ein Spalt von 0,1 mm Schichtdicke. Die gedachten Ebenen (senkrechte Projektion) auf die Grenzlinien der Z�hlnetze bilden die seitliche Volumenbegrenzung.

3. Ausf�hrung und Kennzeichnung von Z�hlkammern
Man unterscheidet Z�hlkammern:
einfache Ausf�hrung - Mittelsteg ungeteilt (ein Z�hlnetz) - Abb. 2 doppelte Ausf�hrung - Mittelsteg geteilt (zwei Z�hlnetze) - Abb. 3

Abb. 2

Abb. 3
Ferner unterscheidet man die normale und die hellinige Ausf�hrung.

- Bei der normalen Ausf�hrung ist das Z�hlnetz direkt in das Glas eingraviert.
  • Bei der hellinigen Ausführung wird zunächst der Kammerboden mit Rhodium verspiegelt
  • und dann das Zählnetz in die Rhodiumschicht eingeritzt. Durch Kontrastverschiebung ist unter dem Mikroskop eine Farbumkehr möglich, so daß das Zählnetz hell- oder dunkellinig zu sehen ist.
Die hellinige Ausf�hrung wird bevorzugt, da hier ein bequemeres arbeiten m�glich ist.
 
3.2. Kennzeichnung
Auf den beiden unbearbeiteten Seitenfl�chen der Z�hlkammer sind in blauer Einbrennfarbe angegeben:

- das System des Z�hlnetzes,

- der Name und das Warenzeichen des Herstellers,

- die Kammertiefe in mm

- die Fl�che des kleinsten Quadrates in mm�


4. Herstellung und Qualit�tsaussagen
Z�hlkammern sind Pr�zisionsme�ger�te. Sie werden h�ufig im medizinischen Labor eingesetzt. In Deutschland d�rfen nur geeichte, im Ausland auch ungeeichte Z�hlkammern und Deckgl�ser verwendet werden.

Das hei�t jedoch nicht, da� es eine 1. und 2. Wahl geben kann. Denn es werden in jedem Fall Menschen nach den aus der Z�hlkammeruntersuchung erhaltenen Me�ergebnissen behandelt.

Alle von der Fa. LO � Laboroptik vertriebenen Z�hlkammern werden nach modernsten Methoden unter Zugrundelegen der g�ltigen Eichordnung und DIN-Norm hergestellt. Man unterscheidet zwischen geeichten und eichf�higen Z�hlkammern
 
4.1. Herstellung
Die Herstellung von Z�hlkammern soll hier nur in groben Z�gen beschrieben werden. Die Bearbeitung umfa�t mehrere Teilschritte, zwischen denen jeweils strenge Kontrollen eingeschoben werden.

Die durch Schleifen und Polieren bearbeiteten Fl�chen sind der Innensteg (Kammerboden) und die beiden Au�enstege. Ziel der Bearbeitung ist, da� man besonders ebene (plane) Fl�chen erh�lt und da� der Innensteg (Kammerboden) gegen�ber den Au�enstegen exakt um das vorgegebene Ma� tiefer ist.

Nach diesen Arbeitsg�ngen wird auf der Teilungsmaschine mit einem Diamant das entsprechende Z�hlnetz (System) eingraviert.

Zuletzt erfolgt der Bedruckungs- und Einbrennvorgang. Alle Z�hlkammern durchlaufen eine strenge Endkontrolle, die sich nach den Anforderungen der g�ltigen DIN � Norm und Eichvorschriften richtet. Dann erst erfolgt die Trennung zwischen geeichten und eichf�higen Z�hlkammern, indem ein Teil zum Eichamt gesendet und der andere Teil direkt in den Vertrieb gelangt.
 
4.2. Anforderungen an die Qualit�tskontrolle
Die Grenzabweichungen betragen:

  • f�r die Kammertiefe im Bereich des Z�hlnetzes � 2% des Sollbestandes
  • f�r Abst�nde von weniger als 0,4 mm zwischen beliebigen Netzlinien � 0,002 mm
  • f�r Abst�nde von 0,4 mm oder mehr zwischen beliebigen Netzlinien � 0,5% des Sollbestandes
  • f�r die Winkel der Netzeinteilung � 1�
  • Die Breite der Teilstriche darf nicht gr��er als 0,005 mm sein

Die Ebenheitstoleranz nach DIN 7184 Teil 1 betr�gt:
  • f�r den Kammerboden im Bereich des Z�hlnetzes 0,002 mm
  • f�r die Auflagefl�chen im Bereich eines Z�hlnetzes 0,002 mm
  • f�r die Deckplattenfl�chen 0,003 mm
Die Deckplatten m�ssen die Anforderungen an Deckgl�ser nach DIN 58884 entsprechen.

5. F�llen der Z�hlkammer
5.1. Aufschieben des Deckglases
Die Au�enstege werden mit destilliertem Wasser befeuchtet und dann das Deckglas mit sanftem Druck von vorn auf die Z�hlkammer aufgeschoben.

Vorsicht: Bruchgefahr des Deckglases !

Die Ausbildung von Interferenzlinien (Newton'sche Ringe) zwischen Au�enstege und Deckglas zeigt, da� das Deckglas richtig aufgesetzt ist (Abb. 4).

Abb.4
5.2. Beschicken
Die gut gemischte Pipette wird vom Sch�ttler genommen, und die ersten Tropfen verworfen.

Die Pipette von au�en trockenwischen, dann schr�ghalten bis sich ein kleiner Tropfen an der Pipettenspitze gebildet hat.

Diesen Tropfen bringt man an die Stelle zwischen Deckglas und Z�hlkammer.

Durch Kapillarwirkung f�llt sich der Spalt zwischen Deckglas und Kammerboden. Noch bevor die verd�nnte Blutl�sung an den R�ndern des Kammerteils �berquellen kann, mu� die Pipettenspitze bereits wieder beiseite gezogen werden. Sind Luftblasen sichtbar oder ist die Fl�ssigkeit �ber die R�nder in die Rinnen �bergequollen, so mu� die Kammer gereinigt und erneut beschickt werden (Abb.5).
             
Abb.5
 
5.3 Verwendete Blutmischpipetten
 
a.) Erythrozytenpipette (rote Perle)

Abb. 5.1
 

Abb. 5.2
 
b.) Leukozytenpipette (wei�e Perle)

Abb. 5.3
 

Abb. 5.4

6. Ausz�hlen der Teilchen
 
6.1. Z�hltechnik

Das Ausz�hlen setzt genaue Kenntnis �ber die Grenzlinien der verwendeten Z�hlkammern voraus. Diese sind aus den nachfolgenden Abb. ersichtlich. Damit z.B. Blutzellen, die auf oder an Begrenzungslinien liegen, nicht doppelt gez�hlt oder bei der Z�hlung �bergangen werden, halte man sich an bestimmte Regeln, die in der Abbildung 6 dargestellt ist.

Abb. 6
Gez�hlt werden alle Zellen innerhalb des definierten Me�bereiches. Mitgez�hlt werden die an 2 (!) Seiten, z.B. an der linken und oberen Ma�linie, an- oder aufliegenden Zellen (schwarz markiert).

Dies gilt auch f�r die Art des eigentlichen Z�hlvorganges, der m�anderf�rmig erfolgen soll (Abb. 7).

Abb. 6.1
Die Ausz�hlung erfolgt in der linken oberen Ecke beginnend in Pfeilrichtung.
 
6.2. Bemerkungen zum Ausz�hlen
a) Bei allen Kammerz�hlungen mu� die Blende des Kondensators am Mikroskop weitgehend geschlossen sein.

b) Die Differenz der gez�hlten Zellen in den Gro�quadraten und Gruppenquadraten darf nicht mehr als 10 Zellen betragen.

c) Bei allen Zellz�hlungen m�ssen Doppelbestimmungen durchgef�hrt werden. Nach dem Ausz�hlen des oberen Z�hlnetzes wird als Kontrolle in gleicher Weise noch> das untere Z�hlnetz ausgez�hlt. Dabei ist dar- auf zu achten, da� die Kammer nicht eingetrocknet ist. Dies kann vermieden werden, wenn die untere Kammer erst kurz vor der Ausz�hlung gef�llt und nach der Sedimentationszeit ausgez�hlt wird

d) Die Differenz zwischen den Summen der Ausz�hlung beider Z�hlnetze darf nicht mehr als 10 Zellen betragen. Der Mittelwert der Z�hlungen wird dann in die Berechnungsformel eingesetzt bzw. mit dem entsprechenden Faktor multipliziert

e) Empfehlungen zum Ausz�hlen in der Literatur (siehe Tabelle Seite 9).

7. Berechnung
Formel:
ausgez�hlte Zellen
------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------ = Zellen pro ml Blut
ausgez�hlte Fl�che (mm�) x Kammertiefe (mm) x Verd�nnung ml Blut
BEISPIEL:

Kammer: Neubauer improved

a) Leukozyten
  • 1. Ausgez�hlte Zellen 156 Leukozyten
  • 2. Ausgez�hlte Fl�che 14 Gro�quadrate entsprechen 14 mm�
  • 3. Kammertiefe 0,1 mm
  • 4. Verd�nnung 1 : 20
             156 x 20
    --------------------------------- = 7800 Leuko/m l Blut
            4 x 0,1 x 1



b) Erytrozyten
  • 1. Ausgez�hlte Zellen 528 Erythrozyten
  • 2. Ausgez�hlte Fl�che 5 Gruppenquadrate entsprechen 0,2 mm�
  • 3. Kammertiefe 0,1 mm
  • 4. Verd�nnung 1 : 200
             528 x 200
    --------------------------------- = 5,28 x 106 Ery/m l Blut = 5,28 Mio Ery/m l Blut
            0,2 x 0,1 x 1

8. Reinigung von Z�hlkammern
Sofort nach durchgef�hrter Z�hlung wird das Deckgl�schen abgenommen und die Z�hlkammer mit Wasser bzw. mit 0,7 %igem Mucasol gereinigt. (In der Gebrauchsl�sung greift Mucasol die Glasoberfl�che der Z�hlkammer nicht an!) Anschlie�end wird die Kammer mit einem weichen Tuch abgetrocknet. Alternativ dazu kann die Z�hlkammer auch nach dem Reinigen mit Wasser mit Aceton abgesp�lt werden. Danach trocknet sie schlierenfrei ab.

9. Kurzbeschreibung verschiedener Z�hlkammersysteme
Die verschiedenen Systeme von Z�hlkammern unterscheiden sich in der Ausf�hrung des Z�hlnetzes. Das Z�hlnetz besteht aus einer quadratischen Netzteilung die erst unter dem Mikroskop (ca. l00facher Vergr��erung) sichtbar wird. Man unterscheidet 3 verschieden gro�e Quadrate, die in der Regel folgende Fl�chen besitzen:

  • Gro�quadrat : 1 mm�
  • Gruppenquadrat : 0,04 mm�
  • Kleinstquadrat : 0,025 mm�
Im Labor kommt man in den meisten F�llen mit zwei Systemen aus:
  • Neubauer - improved und - Fuchs - Rosenthal
Bei diesen beiden Kammertypen setzt sich die doppelte (zwei Z�hlnetze), hellinige (Rhodium verspiegelt) Ausf�hrung immer mehr durch.
  • Neubauer improved
  • Fuchs - Rosenthal
  • Neubauer
  • B�rker
  • B�rker - T�rk / T�rk
  • Thoma und Thoma-neu
  • Schilling-Kreuznetz und Schilling-Einheitsnetz